Bewegung und mentale Belastung bei Junghunden – wie viel ist gesund?
Junghunde stecken voller Energie, sind neugierig und möchten die Welt entdecken. Genau diese Eigenschaften machen diese Lebensphase so besonders – aber auch herausfordernd. Denn was viele nicht wissen: Zu viel Bewegung oder geistige Reize können dem jungen Hund langfristig mehr schaden als nützen. In diesem Text erfährst du, wie du deinen Junghund altersgerecht und gesund förderst – körperlich wie mental – ohne ihn zu überfordern.
Der Bewegungsapparat im Wachstum
Auch wenn dein Hund äußerlich oft schon wie ein „richtiger“ Hund aussieht, ist sein Körperinneres noch mitten im Umbau. Knochen, Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder entwickeln sich kontinuierlich weiter. Besonders sensibel sind in dieser Phase die Wachstumsfugen – das sind knorpelige Zonen in den Knochen, die das Längenwachstum steuern. Diese Fugen schließen sich je nach Rasse und Größe zwischen dem 10. und 24. Lebensmonat.
Belastungen, die über das natürliche Maß hinausgehen – zum Beispiel durch dauerhaftes Toben, langes Laufen auf hartem Untergrund oder wiederholte Sprünge – können zu Fehlbelastungen und langfristigen Schäden führen. Besonders betroffen sind dabei größere oder schwere Rassen, bei denen die körperliche Entwicklung länger dauert.
Wie viel Bewegung braucht ein Junghund?
Die lange genutzte Faustregel „5 Minuten Bewegung pro Lebensmonat“ gilt inzwischen als überholt. Hundephysiotherapeuten und Tierärzte empfehlen heute einen differenzierteren Blick auf den einzelnen Hund. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Rasse, Temperament, körperliche Entwicklung, Trainingsstand und natürlich auch die Tagesform.
Bewegung sollte in dieser Phase möglichst natürlich und selbstbestimmt sein. Freies Laufen auf weichem Untergrund, kurze Spaziergänge mit viel Zeit zum Schnüffeln und Erkunden sowie kontrolliertes Spiel sind sinnvoll. Lange Wanderungen, Joggen am Rad oder intensives Ballspielen sind für Junghunde nicht geeignet. Auch zu viel Leinenlauf auf Asphalt kann belastend wirken, insbesondere wenn das Tempo hoch ist oder die Gassirunde über längere Strecken geht.
Drei bis vier kurze Spaziergänge am Tag – jeweils angepasst an den Hund – kombiniert mit freien Erkundungen im Garten oder kleinen Schnüffelspielen reichen in der Regel völlig aus. Wichtig ist: Beobachte deinen Hund genau. Wird er langsamer, bleibt häufig stehen oder wirkt abgelenkt und unkonzentriert, ist das oft ein Zeichen dafür, dass er bereits ermüdet ist.
Reize, Stress und das unausgereifte Nervensystem
Auch geistig durchläuft dein Hund in dieser Phase große Entwicklungsschritte. Das Stresssystem (vor allem die HPA-Achse, also die Verbindung zwischen Gehirn und Nebennieren) ist noch nicht vollständig ausgereift. Das bedeutet: Reize werden intensiver wahrgenommen, und dein Hund kann Eindrücke oft nicht sofort einordnen oder verarbeiten.
Viele Junghunde wirken deshalb unruhig, überdreht oder sogar „nervös“. Manche bellen übermäßig, springen ständig auf, laufen ziellos umher oder kommen nur schwer zur Ruhe. Dabei handelt es sich in vielen Fällen nicht um Bewegungsmangel, sondern um ein dauerhaft zu hohes Erregungsniveau. Dieses entsteht, wenn zu viele Eindrücke – etwa durch Stadtlärm, fremde Hunde, neue Orte oder häufiges Training – auf deinen Hund einwirken, ohne dass er ausreichend Zeit bekommt, sie zu verarbeiten.
Geistige Auslastung mit Maß und Struktur
Natürlich soll dein Hund lernen, sich konzentrieren und mit dir zusammenarbeiten. Doch gerade beim mentalen Training gilt: weniger ist mehr. Statt langem Tricktraining oder wilden Spielen sind kurze, ruhige Lerneinheiten sinnvoll – mit viel positiver Bestärkung und klarer Struktur.
Geeignete Beschäftigungen sind zum Beispiel:
- Schnüffelspiele und Futtersuchaufgaben
- Kooperationsübungen wie Medical Training: Pfote geben, still stehen oder sich bürsten lassen
- Impulskontrolle (z. B. auf ein Signal warten, nicht direkt loslaufen)
- Balancieren oder kontrolliertes Gehen über verschiedene Untergründe
Diese Übungen fördern Konzentration, Bindung und Selbstkontrolle – ganz ohne Aufregung. Achte darauf, dass die Einheiten kurz bleiben (etwa 5 bis 10 Minuten), und wiederhole sie nicht zu oft am Tag. Ein oder zwei gezielte Trainingseinheiten täglich reichen in dieser Phase völlig aus.
Ruhe ist ein Grundbedürfnis
Was viele unterschätzen: Junghunde brauchen sehr viel Ruhe und Schlaf, um all das zu verarbeiten, was sie erleben und lernen. Durchschnittlich sollten es 18 bis 20 Stunden am Tag sein – bestehend aus Nachtschlaf und vielen Ruhephasen zwischendurch.
In diesen Phasen regeneriert sich der Körper, und das Gehirn verarbeitet Gelerntes. Fehlt diese Zeit, kann dein Hund reizbarer, unkonzentriert oder dauerhaft nervös wirken. Sorge für einen festen Rückzugsort in deinem Zuhause, an dem dein Hund ungestört schlafen oder einfach nur dösen kann – auch tagsüber.
Fazit: Die richtige Balance ist entscheidend
In der Junghundephase werden viele Weichen für die Zukunft gestellt. Dein Hund braucht Bewegung, neue Eindrücke und geistige Herausforderungen – aber immer in einem Rahmen, der zu seinem Entwicklungsstand passt. Zu viel Action kann überfordern und langfristige Probleme verursachen. Die richtige Mischung aus altersgerechter Aktivität, geistiger Förderung und ausreichender Ruhe sorgt für ein stabiles Fundament für ein gesundes, entspanntes Hundeleben.
Wenn du dir unsicher bist, ob dein Hund ausreichend oder vielleicht sogar zu viel beschäftigt wird, kann es hilfreich sein, ein kleines Tagebuch zu führen. Notiere dir, wann ihr draußen seid, was ihr trainiert habt, wann und wie lange dein Hund schläft oder zur Ruhe kommt. So bekommst du ein gutes Gefühl für das richtige Maß – und kannst bei Bedarf gezielt gegensteuern.
Hab einen schönen Tag,
Kirsten 🙂
Checkliste zur Entwicklung Deines Junghundes hier zum Download
Bewegung und mentale Belastung bei Junghunden – wie viel ist gesund?
Junghunde stecken voller Energie, sind neugierig und möchten die Welt entdecken. Genau diese Eigenschaften machen diese Lebensphase so besonders – aber auch herausfordernd. Denn was viele nicht wissen: Zu viel Bewegung oder geistige Reize können dem jungen Hund langfristig mehr schaden als nützen. In diesem Text erfährst du, wie du deinen Junghund altersgerecht und gesund förderst – körperlich wie mental – ohne ihn zu überfordern.
Der Bewegungsapparat im Wachstum
Auch wenn dein Hund äußerlich oft schon wie ein „richtiger“ Hund aussieht, ist sein Körperinneres noch mitten im Umbau. Knochen, Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder entwickeln sich kontinuierlich weiter. Besonders sensibel sind in dieser Phase die Wachstumsfugen – das sind knorpelige Zonen in den Knochen, die das Längenwachstum steuern. Diese Fugen schließen sich je nach Rasse und Größe zwischen dem 10. und 24. Lebensmonat.
Belastungen, die über das natürliche Maß hinausgehen – zum Beispiel durch dauerhaftes Toben, langes Laufen auf hartem Untergrund oder wiederholte Sprünge – können zu Fehlbelastungen und langfristigen Schäden führen. Besonders betroffen sind dabei größere oder schwere Rassen, bei denen die körperliche Entwicklung länger dauert.
Wie viel Bewegung braucht ein Junghund?
Die lange genutzte Faustregel „5 Minuten Bewegung pro Lebensmonat“ gilt inzwischen als überholt. Hundephysiotherapeuten und Tierärzte empfehlen heute einen differenzierteren Blick auf den einzelnen Hund. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Rasse, Temperament, körperliche Entwicklung, Trainingsstand und natürlich auch die Tagesform.
Bewegung sollte in dieser Phase möglichst natürlich und selbstbestimmt sein. Freies Laufen auf weichem Untergrund, kurze Spaziergänge mit viel Zeit zum Schnüffeln und Erkunden sowie kontrolliertes Spiel sind sinnvoll. Lange Wanderungen, Joggen am Rad oder intensives Ballspielen sind für Junghunde nicht geeignet. Auch zu viel Leinenlauf auf Asphalt kann belastend wirken, insbesondere wenn das Tempo hoch ist oder die Gassirunde über längere Strecken geht.
Drei bis vier kurze Spaziergänge am Tag – jeweils angepasst an den Hund – kombiniert mit freien Erkundungen im Garten oder kleinen Schnüffelspielen reichen in der Regel völlig aus. Wichtig ist: Beobachte deinen Hund genau. Wird er langsamer, bleibt häufig stehen oder wirkt abgelenkt und unkonzentriert, ist das oft ein Zeichen dafür, dass er bereits ermüdet ist.
Reize, Stress und das unausgereifte Nervensystem
Auch geistig durchläuft dein Hund in dieser Phase große Entwicklungsschritte. Das Stresssystem (vor allem die HPA-Achse, also die Verbindung zwischen Gehirn und Nebennieren) ist noch nicht vollständig ausgereift. Das bedeutet: Reize werden intensiver wahrgenommen, und dein Hund kann Eindrücke oft nicht sofort einordnen oder verarbeiten.
Viele Junghunde wirken deshalb unruhig, überdreht oder sogar „nervös“. Manche bellen übermäßig, springen ständig auf, laufen ziellos umher oder kommen nur schwer zur Ruhe. Dabei handelt es sich in vielen Fällen nicht um Bewegungsmangel, sondern um ein dauerhaft zu hohes Erregungsniveau. Dieses entsteht, wenn zu viele Eindrücke – etwa durch Stadtlärm, fremde Hunde, neue Orte oder häufiges Training – auf deinen Hund einwirken, ohne dass er ausreichend Zeit bekommt, sie zu verarbeiten.
Geistige Auslastung mit Maß und Struktur
Natürlich soll dein Hund lernen, sich konzentrieren und mit dir zusammenarbeiten. Doch gerade beim mentalen Training gilt: weniger ist mehr. Statt langem Tricktraining oder wilden Spielen sind kurze, ruhige Lerneinheiten sinnvoll – mit viel positiver Bestärkung und klarer Struktur.
Geeignete Beschäftigungen sind zum Beispiel:
- Schnüffelspiele und Futtersuchaufgaben
- Kooperationsübungen wie Medical Training: Pfote geben, still stehen oder sich bürsten lassen
- Impulskontrolle (z. B. auf ein Signal warten, nicht direkt loslaufen)
- Balancieren oder kontrolliertes Gehen über verschiedene Untergründe
Diese Übungen fördern Konzentration, Bindung und Selbstkontrolle – ganz ohne Aufregung. Achte darauf, dass die Einheiten kurz bleiben (etwa 5 bis 10 Minuten), und wiederhole sie nicht zu oft am Tag. Ein oder zwei gezielte Trainingseinheiten täglich reichen in dieser Phase völlig aus.
Ruhe ist ein Grundbedürfnis
Was viele unterschätzen: Junghunde brauchen sehr viel Ruhe und Schlaf, um all das zu verarbeiten, was sie erleben und lernen. Durchschnittlich sollten es 18 bis 20 Stunden am Tag sein – bestehend aus Nachtschlaf und vielen Ruhephasen zwischendurch.
In diesen Phasen regeneriert sich der Körper, und das Gehirn verarbeitet Gelerntes. Fehlt diese Zeit, kann dein Hund reizbarer, unkonzentriert oder dauerhaft nervös wirken. Sorge für einen festen Rückzugsort in deinem Zuhause, an dem dein Hund ungestört schlafen oder einfach nur dösen kann – auch tagsüber.
Fazit: Die richtige Balance ist entscheidend
In der Junghundephase werden viele Weichen für die Zukunft gestellt. Dein Hund braucht Bewegung, neue Eindrücke und geistige Herausforderungen – aber immer in einem Rahmen, der zu seinem Entwicklungsstand passt. Zu viel Action kann überfordern und langfristige Probleme verursachen. Die richtige Mischung aus altersgerechter Aktivität, geistiger Förderung und ausreichender Ruhe sorgt für ein stabiles Fundament für ein gesundes, entspanntes Hundeleben.
Wenn du dir unsicher bist, ob dein Hund ausreichend oder vielleicht sogar zu viel beschäftigt wird, kann es hilfreich sein, ein kleines Tagebuch zu führen. Notiere dir, wann ihr draußen seid, was ihr trainiert habt, wann und wie lange dein Hund schläft oder zur Ruhe kommt. So bekommst du ein gutes Gefühl für das richtige Maß – und kannst bei Bedarf gezielt gegensteuern.
Hab einen schönen Tag,
Kirsten 🙂
Checkliste zur Entwicklung Deines Junghundes hier zum Download