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Brachyzephale Rassen

Ihr Lieben,

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Blogbeitrag schreiben soll oder nicht, da ich natürlich auch weiß, wie sehr dieses Thema polarisiert und vor allem Anhänger dieser Rassen sich oft getroffen fühlen.

Ich möchte deshalb vorweg sagen, dass es mir nicht darum geht, irgendjemanden anzugreifen!

Zunächst einmal: was bedeutet Brachyzephalie?

Bildquelle: planet-wissen

Der Begriff kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus dem Begriff  ‘brachys’ für kurz und ‘kephale’ für Kopf zusammen. Es heisst also Kurzköpfigkeit.  Diese Deformation des Schädels wird angeboren und durch aktive Zucht bei bestimmten Hunderassen herbeigeführt.

In meiner Hundeschule haben wir selbst viele brachyzephale Rassen im Training, charakterlich nette, aufgeschlossene Hunde.

Gerade deshalb ist es mir so wichtig, dieses Thema nicht aussen vorzulassen, da mir diese Hunde sehr am Herzen liegen und Aufklärungsarbeit nach wie vor notwendig ist!

Überall in den Medien erleben diese Hunde gerade wieder einen Hype, sei es durch Print- oder digitale Werbung oder ‚lustige’ Social-Media-Filmchen. Das Kindchenschema, dass diese Rassen durch ihre Kopfform und Augenstellung bedienen, sorgt hier für das ein oder andere Herzchen im Auge manchen Betrachters. 

Aber ist das, was wir da sehen wirklich so niedlich? 

Dass diese Hunde ALLE ein Atemproblem haben, sollte inzwischen bekannt sein.

Dies wird bedingt durch die Kopfform. Der knöchernere Vorderschädel ist so stark verkürzt, dass die Organe, die an der Atmung beteiligt sind, nicht mehr ausreichend Platz haben, um einen ausreichenden Sauerstofftransport zu gewährleisten.

Die Nasenlöcher sind stark verengt, was das Ein- und Ausatmen erschwert.

Dies ist häufig an den typischen Grunz-/Schnarchgeräuschen zu erkennen, Atemgeräusche, die ausserhalb des Schlafes nicht typisch für einen Hund mit vernünftiger Atmung sind. 

Ich habe selbst chronisches Asthma, weiß also durch Asthmaanfälle nur zu genüge, wie es sich anfühlt, keine Luft zu bekommen. 

Die verschiedenen Stufen der Stenose (Nasenlochverengung) bei Möpsen, Französischen Bulldoggen, Bulldoggen

Wie muss es sich dann erst für den Hund anfühlen, wenn er Tag ein, Tag aus mit solchen Einschränkungen leben muss?

Und gerade, wenn die Temperaturen langsam ansteigen, machen sich diese Probleme deutlich bemerkbar. Ein ordentlicher Temperaturausgleich ist den meisten dieser Hunde gar nicht möglich. Sie suchen deshalb eher als andere, gesunde Hunde nach Schatten oder Abkühlung. Hier ist besondere Obacht und Vorausschau des Halters gefragt, um entsprechend zu agieren und seinem Hund zu helfen. Schlammwälzen oder ein plötzliches Sich-lang-auf-den-Boden-legen wird hier schnell fehlinterpretiert. Es mag vielleicht lustig aussehen, doch letztendlich zeigt sich hier bei warmen Temperaturen nur ein Hund, der verzweifelt nach Abkühlung sucht oder einfach nicht mehr kann, weil er Atemnot hat.

Die typischen Grunzgeräusche und ihre Optik sind ein weiterer Faktor, warum diese Hunde Schwierigkeiten im Alltag haben. Artgenossen haben häufig Probleme, die körpersprachlichen Signale dieser Rassen zu lesen. Es entstehen Konflikte, da Körperteile wie z.B. die Rute extrem verkürzt sind bzw. fehlen, sodass Ausdrucksverhalten eingeschränkt wird. Die Augenstellung kommt für viele Artgenossen einem Drohfixieren und die Grunz- und Schnorchelgeräusche einem imponierendem Schnauben gleich.

Doch nicht nur Probleme mit Artgenossen im Alltag sind bezeichnend für den Körperbau dieser Rassen. Häufig haben die brachyzephalen Rassen wie Möpse oder französische Bulldoggen Einschränkungen und Schmerzen am Bewegungsapparat, nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Rute eigentlich eine Verlängerung der Wirbelsäule und diese nun stark verkürzt worden ist. Da sind weitere Veränderungen am Bewegungsapparat und damit einhergehende Schmerzen doch nur eine logische Konsequenz. 

Die Komprimierung der Wirbelsäule hat des Weiteren zur Folge, dass die inneren Organe natürlich auch stark gequetscht werden und sich auch dort Probleme bemerkbar machen können.

Durch die Verkürzung des Vorderschädels bilden sich im Nasenbereich häufig starke Hautfalten, die schmerzhafte Hautentzündungen und Ekzeme mit sich bringen. Sonderfarben wie zum Beispiel das Blue bei den französischen Bulldoggen entstehen durch Genmutationen. Auch hier gibt es Probleme mit Haut und Fell, teilweise fällt dieses auch aus.

Als Besitzer dieser Rassen sollte man nicht wegsehen und sich dieser Problematik bewusst werden. 

Hier sollte es dann darum gehen, seinem Hund die beste (medizinische) Unterstützung zu geben.

Als Hundetrainer dürfen wir nicht aufhören, Aufklärungsarbeit zu diesem Thema zu leisten! Es ist unser Job für die zu sprechen, die keine eigene Stimme haben!

Nur durch Aufklärungsarbeit kann ein Umdenken stattfinden und erst, wenn die Nachfrage an diesen Rassen abnimmt oder im besten Fall ganz aufhört, lassen die Zuchten und Hinterhofproduktionen nach und es kann viel Tierleid verhindert werden.

Und natürlich gibt es noch viele, viele andere Qualzuchten. Aber erstens macht der Hinweis darauf die brachyzephalen Rassen deshalb nicht plötzlich gesünder und zweitens haben die brachyzephalen Rassen in Summe sicherlich das größte Päckchen zu tragen.

Gerade wenn man seinen Hund liebt, sollte einem die Gesundheit seines Hundes am Herzen liegen!

Wer sich mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich folgende Links:

Interview Tierarzt Dr. Ralph Rückert 

Studie zu den Nasenlöchern 

Studie zur paradoxen Mensch-Hund-Beziehung

Habt einen schönen Start in die Woche,

Eure Kirsten

Brachy- zephale Rassen

Ihr Lieben,

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Blogbeitrag schreiben soll oder nicht, da ich natürlich auch weiß, wie sehr dieses Thema polarisiert und vor allem Anhänger dieser Rassen sich oft getroffen fühlen.

Ich möchte deshalb vorweg sagen, dass es mir nicht darum geht, irgendjemanden anzugreifen!

Zunächst einmal: was bedeutet Brachyzephalie?

Bildquelle: planet-wissen

Der Begriff kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus dem Begriff  ‘brachys’ für kurz und ‘kephale’ für Kopf zusammen. Es heisst also Kurzköpfigkeit.  Diese Deformation des Schädels wird angeboren und durch aktive Zucht bei bestimmten Hunderassen herbeigeführt.

In meiner Hundeschule haben wir selbst viele brachyzephale Rassen im Training, charakterlich nette, aufgeschlossene Hunde.

Gerade deshalb ist es mir so wichtig, dieses Thema nicht aussen vorzulassen, da mir diese Hunde sehr am Herzen liegen und Aufklärungsarbeit nach wie vor notwendig ist!

Überall in den Medien erleben diese Hunde gerade wieder einen Hype, sei es durch Print- oder digitale Werbung oder ‚lustige’ Social-Media-Filmchen. Das Kindchenschema, dass diese Rassen durch ihre Kopfform und Augenstellung bedienen, sorgt hier für das ein oder andere Herzchen im Auge manchen Betrachters. 

Aber ist das, was wir da sehen wirklich so niedlich? 

Dass diese Hunde ALLE ein Atemproblem haben, sollte inzwischen bekannt sein.

Dies wird bedingt durch die Kopfform. Der knöchernere Vorderschädel ist so stark verkürzt, dass die Organe, die an der Atmung beteiligt sind, nicht mehr ausreichend Platz haben, um einen ausreichenden Sauerstofftransport zu gewährleisten.

Die Nasenlöcher sind stark verengt, was das Ein- und Ausatmen erschwert.

Dies ist häufig an den typischen Grunz-/Schnarchgeräuschen zu erkennen, Atemgeräusche, die ausserhalb des Schlafes nicht typisch für einen Hund mit vernünftiger Atmung sind. 

Ich habe selbst chronisches Asthma, weiß also durch Asthmaanfälle nur zu genüge, wie es sich anfühlt, keine Luft zubekommen. 

Die verschiedenen Stufen der Stenose (Nasenlochverengung) bei Möpsen, Französischen Bulldoggen, Bulldoggen

Wie muss es sich dann erst für den Hund anfühlen, wenn er Tag ein, Tag aus mit solchen Einschränkungen leben muss?

Und gerade, wenn die Temperaturen langsam ansteigen, machen sich diese Probleme deutlich bemerkbar. Ein ordentlicher Temperaturausgleich ist den meisten dieser Hunde gar nicht möglich. Sie suchen deshalb eher als andere, gesunde Hunde nach Schatten oder Abkühlung. Hier ist besondere Obacht und Vorausschau des Halters gefragt, um entsprechend zu agieren und seinem Hund zu helfen. Schlammwälzen oder ein plötzliches Sich-lang-auf-den-Boden-legen wird hier schnell fehlinterpretiert. Es mag vielleicht lustig aussehen, doch letztendlich zeigt sich hier bei warmen Temperaturen nur ein Hund, der verzweifelt nach Abkühlung sucht oder einfach nicht mehr kann, weil er Atemnot hat.

Die typischen Grunzgeräusche und ihre Optik sind ein weiterer Faktor, warum diese Hunde Schwierigkeiten im Alltag haben. Artgenossen haben häufig Probleme, die körpersprachlichen Signale dieser Rassen zu lesen. Es entstehen Konflikte, da Körperteile wie z.B. die Rute extrem verkürzt sind bzw. fehlen, sodass Ausdrucksverhalten eingeschränkt wird. Die Augenstellung kommt für viele Artgenossen einem Drohfixieren und die Grunz- und Schnorchelgeräusche einem imponierendem Schnauben gleich.

Doch nicht nur Probleme mit Artgenossen im Alltag sind bezeichnend für den Körperbau dieser Rassen. Häufig haben die brachyzephalen Rassen wie Möpse oder französische Bulldoggen Einschränkungen und Schmerzen am Bewegungsapparat, nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Rute eigentlich eine Verlängerung der Wirbelsäule und diese nun stark verkürzt worden ist. Da sind weitere Veränderungen am Bewegungsapparat und damit einhergehende Schmerzen doch nur eine logische Konsequenz. 

Die Komprimierung der Wirbelsäule hat des Weiteren zur Folge, dass die inneren Organe natürlich auch stark gequetscht werden und sich auch dort Probleme bemerkbar machen können.

Durch die Verkürzung des Vorderschädels bilden sich im Nasenbereich häufig starke Hautfalten, die schmerzhafte Hautentzündungen und Ekzeme mit sich bringen. Sonderfarben wie zum Beispiel das Blue bei den französischen Bulldoggen entstehen durch Genmutationen. Auch hier gibt es Probleme mit Haut und Fell, teilweise fällt dieses auch aus.

Als Besitzer dieser Rassen sollte man nicht wegsehen und sich dieser Problematik bewusst werden. 

Hier sollte es dann darum gehen, seinem Hund die beste (medizinische) Unterstützung zu geben.

Als Hundetrainer dürfen wir nicht aufhören, Aufklärungsarbeit zu diesem Thema zu leisten! Es ist unser Job für die zu sprechen, die keine eigene Stimme haben!

Nur durch Aufklärungsarbeit kann ein Umdenken stattfinden und erst, wenn die Nachfrage an diesen Rassen abnimmt oder im besten Fall ganz aufhört, lassen die Zuchten und Hinterhofproduktionen nach und es kann viel Tierleid verhindert werden.

Und natürlich gibt es noch viele, viele andere Qualzuchten. Aber erstens macht der Hinweis darauf die brachyzephalen Rassen deshalb nicht plötzlich gesünder und zweitens haben die brachyzephalen Rassen in Summe sicherlich das größte Päckchen zu tragen.

Gerade wenn man seinen Hund liebt, sollte einem die Gesundheit seines Hundes am Herzen liegen!

Wer sich mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich folgende Links:

Interview Tierarzt Dr. Ralph Rückert 

Studie zu den Nasenlöchern 

Studie zur paradoxen Mensch-Hund-Beziehung

Habt einen schönen Start in die Woche,

Eure Kirsten