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Ein Hoch auf unsere Hunde

Für mehr Verständnis, wenn sich Bello im Alltag ab und an daneben benimmt.

Bei dieser Überschrift schlagen wahrscheinlich schon wieder viele die Hände über den Köpfen zusammen und machen sich bereit um Kommentare a la „ein Hund muss hören“ oder „im Alltag hat mein Hund sich zu benehmen.“ freizulassen. Ich bitte euch, lest diesen Artikel bis zum Schluss.

Denn genau damit sind wir schon mitten im Thema. Wir verlangen heutzutage im Alltag unglaublich viel von unseren Hunden, vor allem aus Hundesicht. Es ist nicht nur das Verlangen, sondern noch viel mehr das Voraussetzen einiger Dinge, denen unsere Hund schlichtweg so nicht gerecht werden können.
Mir fallen da spontan sehr viele Beispiele aus meinem eigenen Alltag mit Hund ein.
Man kommt nach einem langen Tag nach Hause, war noch eben schnell einkaufen und hat wenig Lust zweimal zum Auto zu laufen. Kurzerhand wird irgendwie alles zusammengepackt was mit ins Haus soll, der Hund wird parallel auch noch in akrobatischer Manier angeleint und los gehts. Es kommt, wie es kommen muss, nach 2 Schritten ist die Leine auf Anschlag und ich habe Not zu verhindern, dass meine Klamotten nicht gleich den Bürgersteig zieren.
Versteht mich nicht falsch, mein Hund ist 1a leinenführig und läuft in 9 von 10 Fällen wunderbar entspannt an durchhängender Leine. Aber genau in diesem Moment eben nicht.
Warum ist das so?
Nunja, das kann ehrlicherweise unendlich viele Gründe haben. Entweder ist die Nachbarskatze vor 2 Minuten in der Nähe gewesen und mein kleiner Jäger hat ihren Geruch in der Nase.
Bei anderen Hunden kann es durchaus vorkommen, dass ihnen die Situation aus unterschiedlichsten Gründen einfach unangenehm ist. Oder mein Hund ist ähnlich wie ich froh nach Hause zu kommen um die Pfoten hochzulegen (zugegeben, in diesem Fall eine sehr vermenschlichte Sicht).
Ich werde mir hier nicht anmaßen, Ferndiagnosen für andere Hundehalter zu stellen. Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen, der Hund hat in diesem Moment nichts falsch gemacht. Er zeigt ein unerwünschtes Verhalten, ich fluche und bin für eine Sekunde geneigt an der Leine zu rupfen.

Jedoch bin ich es, die für diese Ausgangslage verantwortlich ist. Schließlich habe ich die Entscheidung getroffen, vollbeladen und genervt zum Haus zu marschieren, anstatt zuerst in Ruhe meinen Krempel aus dem Auto zu laden und danach den Hund zu holen.
Ich war viel zu sehr beschäftigt um das nahende „Fehlverhalten“ erkennen zu können , bzw. dessen vermeintlichen Auslöser.
Eigentlich ist genau da der Hundehalter in der Pflicht, unterstützend einzugreifen um den Hund vernünftig zu führen.

Wir Hundehalter müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass der Hund in der Welt die wir kennen, niemals alleine zurecht kommen würde.
Und genau das ist der Punkt, ein Hund kommt in die Familie, hat im Idealfall den Status eines Familienmitgliedes und wird mit bestem Wissen und Gewissen großgezogen.

Aber dieser Prozess bedarf Zeit, unendlich viel Zeit. Vor allem einen Hund mit der Außenwelt zu sozialisieren ist eine enorme Verantwortung, der ehrlicherweise nicht jeder gerecht wird.
Das liegt, meiner Meinung nach, nicht selten daran dass die Gesellschaft immer mehr und mehr voraussetzt was ein Hund zu leisten hat, dabei aber vergisst, dass Hunde nur das können was man ihnen beibringt (vereinfacht gesagt).

Es ist völlig irrelevant, ob es nun ein Welpe eines verantwortungsvollen Züchters ist, der mit vielem bereits sozialisiert worden ist oder ein Tierschutzhund, der wenig bis gar nichts kennt. Jeder Hund, egal welches ‘Grundpaket’ er auch immer mitbringen mag, stößt früher oder später an seine Grenzen.

Spätestens an diesem Punkt, idealerweise viel früher, sollte der Hundehalter erkennen, was sein Hund leisten und vor allem noch nicht leisten kann. Für diese Erkenntnis muss jedoch die Fähigkeit vorhanden sein, einiges in den Kontext rücken zu können. Faktoren wie das Alter, die Vorerfahrung, rassebedingte Eigenschaften, charakterliche Eigenschaften und unzählige mehr, gehören dazu um das ‘Große Ganze’ vernünftig einordnen zu können.

Um auf das Anfangsbeispiel zurückzukommen, mein Hund hat gelernt erst auf Kommando aus dem Auto zu springen, vernünftig an der Leine zu laufen, Impulse zu kontrollieren und auf Rückmeldung meinerseits zu achten, im Ganzen ist er mittlerweile ein unendlich erfahrener Hund in dem viel Arbeit steckt. Trotzdem zieht er in solchen Situationen ab und an an der Leine, erschrickt sich vor Dingen, setzt im Wald zum Jagen an, klaut Essen vom Tisch, motzt sogar mal an der Leine und benimmt sich generell in vielfältiger Art und Weise gerne daneben.

Das macht er aber nur, wenn ich mich falsch verhalten habe oder er ein Schlupfloch gefunden hat, um seinen Dickkopf durchsetzen zu können.

Wenn es aber drauf ankommt, kann ich mich felsenfest auf dieses Tier verlassen, sei es im Besuchsdienst, wenn ich Pflegehunde mit großen Baustellen bei mir habe oder ihn im Training mit anderen Hunden einsetze. Und genau deswegen gestehe ich diesem Hund auch Momente ein, in denen er nicht zu 100% ‘funktioniert’ und habe mir abgewöhnt bei jeder kleinen unschönen Situation die Schuld auf meinen Hund abzuwälzen.

In jeden Hund muss enorm viel Arbeit gesteckt werden, sodass er sich in unserer Welt sicher und stressfrei bewegen kann und selbst wenn das geschehen ist, kann das kein Garant für einen bis ins letzte Detail funktionierendes Tier sein.
Dafür mischen viel zu viele Punkte mit, die wenig bis gar nicht zu beeinflussen sind. Ein Hund ist und bleibt ein Tier mit Instinkten, welches in einer für ihn fremden Welt lebt, geführt von Menschen, die ebenso oft genug Opfer ihrer eigenen Emotionen sind. Und schon haben wir den Salat.

Diese Zeilen sollen kein Freifahrtschein für massives Fehlverhalten einiger Hunde und fauler Besitzer sein. Ganz im Gegenteil, sie sollen dazu ermuntern dem eigenen Hund die bestmöglichen Voraussetzungen, in Form von Erziehung, zu ermöglichen, sodass es im Kontext betrachtet kein Problem darstellt, wenn es mal nicht so funktioniert wie gewünscht.

Arbeitet mit euren Hunden, habt Spaß, baut eine Beziehung auf und vor allem setzt keine Ansprüche an Hunde, die diese einfach nicht erfüllen können. Denn nur so entsteht ein faires Miteinander von dem alle Seiten profitieren.

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Celina Jüngel
Mobile Tierphysiotherapeutin

Bei dieser Überschrift schlagen wahrscheinlich schon wieder viele die Hände über den Köpfen zusammen und machen sich bereit um Kommentare a la „ein Hund muss hören“ oder „im Alltag hat mein Hund sich zu benehmen.“ freizulassen. Ich bitte euch, lest diesen Artikel bis zum Schluss.

Denn genau damit sind wir schon mitten im Thema. Wir verlangen heutzutage im Alltag unglaublich viel von unseren Hunden, vor allem aus Hundesicht. Es ist nicht nur das Verlangen, sondern noch viel mehr das Voraussetzen einiger Dinge, denen unsere Hund schlichtweg so nicht gerecht werden können.
Mir fallen da spontan sehr viele Beispiele aus meinem eigenen Alltag mit Hund ein.
Man kommt nach einem langen Tag nach Hause, war noch eben schnell einkaufen und hat wenig Lust zweimal zum Auto zu laufen. Kurzerhand wird irgendwie alles zusammengepackt was mit ins Haus soll, der Hund wird parallel auch noch in akrobatischer Manier angeleint und los gehts. Es kommt, wie es kommen muss, nach 2 Schritten ist die Leine auf Anschlag und ich habe Not zu verhindern, dass meine Klamotten nicht gleich den Bürgersteig zieren.
Versteht mich nicht falsch, mein Hund ist 1a leinenführig und läuft in 9 von 10 Fällen wunderbar entspannt an durchhängender Leine. Aber genau in diesem Moment eben nicht.
Warum ist das so?
Nunja, das kann ehrlicherweise unendlich viele Gründe haben. Entweder ist die Nachbarskatze vor 2 Minuten in der Nähe gewesen und mein kleiner Jäger hat ihren Geruch in der Nase.
Bei anderen Hunden kann es durchaus vorkommen, dass ihnen die Situation aus unterschiedlichsten Gründen einfach unangenehm ist. Oder mein Hund ist ähnlich wie ich froh nach Hause zu kommen um die Pfoten hochzulegen (zugegeben, in diesem Fall eine sehr vermenschlichte Sicht).
Ich werde mir hier nicht anmaßen, Ferndiagnosen für andere Hundehalter zu stellen. Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen, der Hund hat in diesem Moment nichts falsch gemacht. Er zeigt ein unerwünschtes Verhalten, ich fluche und bin für eine Sekunde geneigt an der Leine zu rupfen.

Jedoch bin ich es, die für diese Ausgangslage verantwortlich ist. Schließlich habe ich die Entscheidung getroffen, vollbeladen und genervt zum Haus zu marschieren, anstatt zuerst in Ruhe meinen Krempel aus dem Auto zu laden und danach den Hund zu holen.
Ich war viel zu sehr beschäftigt um das nahende „Fehlverhalten“ erkennen zu können , bzw. dessen vermeintlichen Auslöser.
Eigentlich ist genau da der Hundehalter in der Pflicht, unterstützend einzugreifen um den Hund vernünftig zu führen.

Wir Hundehalter müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass der Hund in der Welt die wir kennen, niemals alleine zurecht kommen würde.
Und genau das ist der Punkt, ein Hund kommt in die Familie, hat im Idealfall den Status eines Familienmitgliedes und wird mit bestem Wissen und Gewissen großgezogen.

Aber dieser Prozess bedarf Zeit, unendlich viel Zeit. Vor allem einen Hund mit der Außenwelt zu sozialisieren ist eine enorme Verantwortung, der ehrlicherweise nicht jeder gerecht wird.
Das liegt, meiner Meinung nach, nicht selten daran dass die Gesellschaft immer mehr und mehr voraussetzt was ein Hund zu leisten hat, dabei aber vergisst, dass Hunde nur das können was man ihnen beibringt (vereinfacht gesagt).

Es ist völlig irrelevant, ob es nun ein Welpe eines verantwortungsvollen Züchters ist, der mit vielem bereits sozialisiert worden ist oder ein Tierschutzhund, der wenig bis gar nichts kennt. Jeder Hund, egal welches ‘Grundpaket’ er auch immer mitbringen mag, stößt früher oder später an seine Grenzen.

Spätestens an diesem Punkt, idealerweise viel früher, sollte der Hundehalter erkennen, was sein Hund leisten und vor allem noch nicht leisten kann. Für diese Erkenntnis muss jedoch die Fähigkeit vorhanden sein, einiges in den Kontext rücken zu können. Faktoren wie das Alter, die Vorerfahrung, rassebedingte Eigenschaften, charakterliche Eigenschaften und unzählige mehr, gehören dazu um das ‘Große Ganze’ vernünftig einordnen zu können.

Um auf das Anfangsbeispiel zurückzukommen, mein Hund hat gelernt erst auf Kommando aus dem Auto zu springen, vernünftig an der Leine zu laufen, Impulse zu kontrollieren und auf Rückmeldung meinerseits zu achten, im Ganzen ist er mittlerweile ein unendlich erfahrener Hund in dem viel Arbeit steckt. Trotzdem zieht er in solchen Situationen ab und an an der Leine, erschrickt sich vor Dingen, setzt im Wald zum Jagen an, klaut Essen vom Tisch, motzt sogar mal an der Leine und benimmt sich generell in vielfältiger Art und Weise gerne daneben.

Das macht er aber nur, wenn ich mich falsch verhalten habe oder er ein Schlupfloch gefunden hat, um seinen Dickkopf durchsetzen zu können.

Wenn es aber drauf ankommt, kann ich mich felsenfest auf dieses Tier verlassen, sei es im Besuchsdienst, wenn ich Pflegehunde mit großen Baustellen bei mir habe oder ihn im Training mit anderen Hunden einsetze. Und genau deswegen gestehe ich diesem Hund auch Momente ein, in denen er nicht zu 100% ‘funktioniert’ und habe mir abgewöhnt bei jeder kleinen unschönen Situation die Schuld auf meinen Hund abzuwälzen.

In jeden Hund muss enorm viel Arbeit gesteckt werden, sodass er sich in unserer Welt sicher und stressfrei bewegen kann und selbst wenn das geschehen ist, kann das kein Garant für einen bis ins letzte Detail funktionierendes Tier sein.
Dafür mischen viel zu viele Punkte mit, die wenig bis gar nicht zu beeinflussen sind. Ein Hund ist und bleibt ein Tier mit Instinkten, welches in einer für ihn fremden Welt lebt, geführt von Menschen, die ebenso oft genug Opfer ihrer eigenen Emotionen sind. Und schon haben wir den Salat.

Diese Zeilen sollen kein Freifahrtschein für massives Fehlverhalten einiger Hunde und fauler Besitzer sein. Ganz im Gegenteil, sie sollen dazu ermuntern dem eigenen Hund die bestmöglichen Voraussetzungen, in Form von Erziehung, zu ermöglichen, sodass es im Kontext betrachtet kein Problem darstellt, wenn es mal nicht so funktioniert wie gewünscht.

Arbeitet mit euren Hunden, habt Spaß, baut eine Beziehung auf und vor allem setzt keine Ansprüche an Hunde, die diese einfach nicht erfüllen können. Denn nur so entsteht ein faires Miteinander von dem alle Seiten profitieren.

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Celina Jüngel
Mobile Tierphysiotherapeutin